Strahlend weiß und gleichmäßig sollen sie sein! Gepflegte Zähne werden immer häufiger mit sozialer und beruflicher Anerkennung in Zusammenhang gebracht. Finanziell jedoch sind sie eher Privatsache und -leistung. Oftmals erweist sich eine Zahnbehandlung im Ausland 'auf eigene Faust' als deutlich günstigere Variante. Einige Aspekte wie Risiken bei Nachkomplikationen und Qualität des Materials werfen jedoch viele Fragezeichen auf.
Günstiger Zahnersatz immer beliebterAuch Arztpraxen haben die Notwendigkeit erkannt. Steigendes Kostenbewusstsein bei Patienten führe laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem Jahre 2008 zu einem deutlich intensiveren Beratungsbedarf auf dem Zahnarztstuhl. Ärzte handeln nun entsprechend. Demnach würde bereits bei jedem zehnten Versorgungsfall eine Krone oder ein Implantat aus dem Ausland eingesetzt. Immerhin 12,3 Prozent der befragten Ärzte gaben an, häufig auf diese preiswerte Alternativmethode zurückzugreifen.
Zahnarztreise statt Badeurlaub?Nimmt der Gesundheitstourismus eine neue Form an? Eher nicht. Entkräftet wurde durch die Studie ein wichtiger Untersuchungsaspekt: Günstige Angebote ausländischer Kliniken im Ausland wurden von lediglich 1,2 Prozent der Befragten in Anspruch genommen — trotz groß angelegter Werbemaßnahmen. Immerhin hatten aber 14 Prozent der Studienteilnehmer die Möglichkeit schon einmal in Erwägung gezogen. Ganz oben auf der Liste der Lieblingsländer für Dentaltoursimus stehen dabei Osteuropa, Türkei sowie Mallorca, da hier insbesondere mit deutschsprachigem Personal gerechnet werden kann.
Zähne aus FernostAls deutlich zukunftsträchtiger dagegen erweist sich der Markt für importierten Zahnersatz. Knapp ein Drittel aller deutschen Zahnärzte bestellen „gelegentlich bis häufig“ den günstigen Ersatz per Fernkurier aus den Ländern China, Türkei und Philippinen. Dabei dürfen sie aber keinen Gewinn machen. Allenfalls ein Wettbewerbsvorteil entsteht ihnen gegenüber Konkurrenten, wenn mit günstigeren Angeboten als hierzulande üblich geworben werden kann.
Wo liegen die preislichen Unterschiede?Das spielt ausländischen Importeuren in die Hände und Taschen. Ein Beispiel: Der kalkulierte Inlandspreis für ein Implantat liegt bei etwa 1.800 Euro. Kommt die Ware dagegen aus dem Ausland, fällt die Rechnung mit 1.184,53 Euro deutlich niedriger aus. Ließe man den Einsatz des neuen Kauwerkzeuges gleichfalls gar vor Ort durchführen, stünde ein Behandlungspreis von 905,06 Euro in großem Gegensatz zu den Kosten einer deutschen Praxis, wo nocheinmal 1.800 Euro obendrauf gelegt werden müssen.
Kassen unterstützen Auslandsbehandlung — und warnen vor RisikenIn diesen Fällen gewährt die Krankenkasse einen Festzuschuss von jeweils 500 Euro pro Leistung — auch bei Auslandsbehandlungen, sofern der Patient im Vorfeld einen Heil- und Kostenplan des behandelnden Arztes vorlegt. Paradox daran ist: Die Zähne 'aus dem Urlaubsgepäck' werden von Kassen sowie auch Ärzten nicht empfohlen. Man warnt gar vor solchen Sparmaßnahmen, denn eventuelle Nachbehandlungen könnten den Patienten teuer zu stehen kommen. Hierzulande dagegen muss der Zahnarzt Kosten und Verantwortung für mögliche Komplikationen selbst übernehmen.
Heilt eine Wunde beispielsweise schlecht oder fügt sich eine Krone nicht nahtlos an die Nachbarzähne an, besteht keine Nachversorgungsgarantie. Denn Qualitätsmaßstäbe und -garantie würden von Land zu Land sehr unterschiedlich gehandhabt und dürften nicht mit deutschem Standard verglichen werden, lässt sich in der Studie „Dentaltoursimus und Auslandszahnersatz“ der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung nachlesen. Im Ernstfall muss eine Behandlung auf eigene Kosten oder aber eine Rückreise zum verantwortlichen Zahnarzt erfolgen.
Wer nicht auf Zahnersatz aus Billigländern zurückgreifen möchte, kann sich alternativ über die Möglichkeiten einer Zahnzusatzversicherung informieren. Sie verdoppelt den gesetzlichen befundorienterten Festzuschuss auf bis zu 100 Prozent der Behandlungskosten und ist bereits ab fünf Euro pro Monat erhältlich. Die Barmenia Krankenversicherung a.G. bietet GKV-Versicherten einen Ergänzungstarif für 17,84 Euro pro Monat an. Darin enthalten sind Leistungen für Zahnersatz und Inlays. Wer regelmäßige Zahnkontrollen im Bonusheft nachweisen kann, erhält die Differenz zwischen Rechnungshöhe und gesetzlichem Zuschuss (50 bis 65 Prozent) erstattet. Das Preisbeispiel orientiert sich an den Kriterien eines männlichen Angestellten mit einem Eintrittsalter von 35 Jahren.